Bretonische Spezialitäten (Kommissar Dupin #9), von Jean-Luc Bannalec

Bretonische Spezialitäten by Jean-Luc Bannalec

My rating: 5 of 5 stars


»Dupin spürte, wie eine gewisse Aufregung in ihm aufkam. Er hatte Hunger, ja, aber es war noch mehr: pure lukullische Lust.«

Da wären wir also mal wieder – der neunte Bretagne-Krimi um Kommissar Dupin. Wenn eine Buchreihe diesen “Reifegrad” erreicht, dann wird mir bei jedem neuen Band ein wenig “mulmig”, denn allzu oft verliert sich der Autor in der Routine und für treue Leser wie mich, wird es dann leicht langweilig.

Nicht so hier, denn Dupin ist diesmal nicht in seiner (schon lange nicht mehr) neuen Heimatstadt Concarneau, sondern in Saint-Malo. Eigentlich soll er mit seinem Präfekten, Locmariaquer, an einem Seminar zur Département-übergreifenden Zusammenarbeit teilnehmen – wer Dupin ein wenig “kennt”, wird wissen, mit welcher Unlust er dies tut.

Um so interessanter wird es, als direkt in seiner Nähe in einer belebten Markthalle ein Mord geschieht. Ganz in seinem ermittlerischen Element ist Dupin, der diesmal weitestgehend auf die Unterstützung von Nolwenn, Riwal und den anderen verzichten muß, als weitere Morde geschehen. Stimmungshebend ist für Dupin auch das kulinarische Umfeld (Rum, gutes Essen, nette Cafés!).

Ein wenig skeptisch ist er allerdings schon, als Dupin nun mit der lokalen sachlich-nüchternen Kommissarin Huppert und dem leicht geckenhaften Nedellec den Fall unter den Augen ihrer jeweiligen Präfekt_innen lösen soll, aber…

»Das ging alles in die richtige Richtung, so langsam konnte er sich die Gemeinschaftsermittlung vorstellen.«

… und genau so sah ich das beim Lesen auch!

Nach dem Versuch im vorherigen Band, zwei neue Polizistinnen einzuführen, der bestenfalls mittelprächtig gelang, erleben wir hier einen Dupin in guter Form und mit zwei Kolleg_innen, die erfolgreich mit Leben und Charakter ausgestattet werden.
Diesmal also etwas erfreulich Neues!

Wie immer sind Sprache und Schreibstil sehr gelungen, aber durch das andere Umfeld, die “Erkundungen” desselben durch Dupin und die geänderte Figuren-Konstellation fühlt sich alles “frischer” an und die eingangs erwähnte Gefahr der Routine besteht nicht einmal.

»Ein behaglicher Teppich aus Klängen. Müßiggängerisch. Eine Bucht von sagenhafter Schönheit und Eleganz.«

Außerdem zeigt Dupin im Umgang mit einer schwer an Demenz erkrankten alten Dame einen hohen und überaus sympathischen Grad an Empathie. Er nimmt sie ernst und versucht – letztlich erfolgreich – in ihrer Welt »die Ordnung wiederherzustellen«.
Dies läßt Dupin in meinen Augen menschlich wachsen und sich entwickeln – was mehr könnte ich mir wünschen?

Der Fall selbst ist spannend, interessant und originell. Nicht alle Elemente sind neu, aber mir hat sowohl die Cleverness Dupins wie auch diejenige seiner Gegenspieler_innen ausgesprochen gut gefallen.

Insofern: Dupin ist weitgehend der alte, der sich aber doch sehr wohl entwickelt. Alles andere ist im Fluß. Das weckt Leselust – fünf wohlverdiente Sterne von mir!






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