Danke, liebes Universum!

Ich bin gebürtiger Niedersachse – sturmfest und erdverwachsen. Vor über 20 Jahren verschlug es mich hierher – und ich verfluchte mein Schicksal! Ausgerechnet die Pfalz! Mein “südliches Exil”, wie ich es jahrelang nannte. (Wobei “der Süden” bekanntlich südlich von Göttingen beginnt!)

Die Menschen in der Pfalz sprechen seltsam. Jahrelang habe ich sie bitten müssen, langsam und deutlich zu sprechen. Denn “Pälzer” haben für ganz banale Dinge ganz merkwürdige Namen: “Grumbeer” sagen sie zur Kartoffel (und wenn sie nur genug aus ihrem “Dubbeglas” getrunken haben, sprechen sie auch schon mal mit ihren Grumbeern).

(Und fangen wir gar nicht erst mit dem “Monnemerisch” jenseits des Rheins an…)

Meinen Kindern habe ich jedweden Sprachfehler/Dialekt verboten und dies nötigenfalls mittels Strafe (meist blieb es aber bei Androhung derselben) durchgesetzt.

Mit den Jahren wurde ich milder: Kleine Dialekt-Sünden wurden erst vergeben, dann übersehen. Dann begann, langsam, schleichend, lange unbemerkt, die Assimilation… Aber man will ja kein Dibbelschisser sein – oder gar piensen.

In Wahrheit aber haben die Pfälzer immer mehr Rücksicht auf mich genommen als umgekehrt. Das nämlich zeichnet sie aus: Sie sind warmherzig und großzügig. Gesellig und häufig entwaffnend direkt. 

Sie haben meine hochdeutsche Arroganz zumeist übersehen und meine Familie und mich herzlich aufgenommen. Nirgendwo habe ich mich so willkommen gefühlt wie in der Pfalz. Nirgendwo habe ich so gern gelebt wie in der Pfalz.

Die Region ist schön, es ist warm und sonnig, aber vor allem die Menschen hier haben mich mit ihrer Freundlichkeit und Herzlichkeit “überrumpelt”, mich für sie eingenommen, bevor ich es noch so richtig realisiert hatte.
(Gabi, Obi, Simi, Uwe, Gerd, Frank – all Ihr anderen: Danke!)

So richtig klar wurde mir, was ich von der Pfalz halte, als ich am 12.09.2020 zufällig auf die COVID-19-bedingte Aktion “Mein Worschdmarkt Dehääm 2020” aufmerksam wurde. Der Bad Dürkheimer Wurstmarkt mußte dieses Jahr nämlich gänzlich anders ausfallen (sic!) – nämlich im ganz kleinen Rahmen und für die meisten “dehääm”.

Der Wurstmarkt – der übrigens kein Wurstmarkt, sondern das größte Weinfest der Welt ist – war mir nur am Rande ein Begriff – namentlich wie auch auf dem Weg in den Pfälzer Wald auf dem Motorrad vorbeifahrenderweise.

Der “Dergemer Worschdmarkt” jedenfalls machte auf seinen “Literarischen Frühschoppen” aufmerksam, der von dem mir lange bekannten und geschätzten Christian “Chako” Habekost (der übrigens mit dem Alter immer besser werden zu scheint!) moderiert wurde. 

An sehr vielen Beiträgen hatte ich meinen Spaß – und mußte feststellen, daß auch ich als Aussergewärdischer doch vieles erkannte und mochte. Wer das zwei Stunden lang am Stück an Geist und Herz unbeschadet übersteht, dem muß klar werden: Widerstand ist zwecklos!

Ferdinand von Schirach schreibt in “Kaffee und Zigaretten”:

»Fehlt dir das alles nicht?« Harold dachte nach. In seinem Gesicht sah ich jetzt den jungen Mann wieder, der er damals war. »Ich glaube nicht, mein Lieber«, sagte er nach einer Weile. »Nein. Heimat ist kein Ort, es ist unsere Erinnerung.«

Viele meiner schönsten Erinnerungen aber wurden hier – in der Pfalz – geprägt und meine Kinder sind gebürtige Pfälzer. Die Pfalz würde mir fehlen.

Ich begann in der Überschrift mit ihm und sage es jetzt zum Schluß wieder mit Chako Habekost: https://youtu.be/TjW4QolN2V8?t=2057

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