Gebrauchsanweisung für die Pfalz, von Christian “Chako” Habekost

Gebrauchsanweisung für die Pfalz by Christian Habekost

My rating: 4 of 5 stars

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Es ist ein spielerisches, ritualisiertes Hin- und Hergezerrtsein zwischen Minderwertigkeitskomplex und Hybris.
(Der Autor über die Pfalz)

Vor gar nicht langer Zeit schrieb ich bereits darüber, wie gern ich mittlerweile in der Pfalz lebe, unter dem Titel “Danke, liebes Universum”.

Was also lag näher, sich diesem Thema auch literarisch weiter anzunähern? Im Rahmen meiner umfangreichen fünf-minütigen Recherchen stieß ich erneut auf Christian “Chako” Habekost, einen Echt-P(f)älzer Komiker aus Bad Dürkheim (ca. 20 Minuten von hier).

In 16 Kapiteln schreibt Habekost – dankenswerterweise auf Hochdeutsch – aus ihrer Mitte heraus über “seine” Pfälzer. Allerdings – und das macht das Buch gleich nochmals sympathischer – verleugnet Habekost dabei nie seine Wurzeln und so wird aus dem Plural von “Wagen” quasi unwillkürlich und wohl ungeplant von Hochdeutsch auch “Wagen” pfälzisch “Wägen”. Das ist außerdem nicht nur nett, sondern vor allem auch authentisch – jahrelang hat mir dieser Plural den Schlaf geraubt!

Überaus angenehm fand ich zudem, daß Habekost sich nie ernsthaft über die pfälzischen Eigenarten lustig macht, sondern sie geradezu zelebriert und mit den Pfälzern, niemals aber über sie lacht. Wie könnte man aber auch:

Auch bei anderen nicht essbaren Sachen, die Gefallen finden, bricht sich das südländische Naturell unaufhaltsam Bahn, dann flippt der Pfälzer richtig aus und sagt: »Net schlescht.«

Oft habe ich mit (meist) großer Freude festgestellt, daß meine ureigenen “pfälzischen Beobachtungen” als Aussergewärdischer oft zutrafen, auch wenn sie vielleicht nicht immer (für mich) schmeichelhaft waren:

»Net jeder Besserwisser weiß, dass ma rescht habe un trotzdem en Idiot soi kann.«

Oder auch die gelungene Darstellung Pfälzer Volksweisheiten:

»Ei, die sin all so bleed, do könntsch naus wo ke Loch is.«

Kleine Wiederholungen zwischen den Kapiteln trüben ein wenig das überaus positive Gesamtbild. Allerdings lassen sich diese Wiederholungen durchaus sachlogisch herleiten. Auch – und das ergibt sich natürlich aus der Vita des Autoren – finden sich Bestandteile verschiedener Bühnenprogramme im Buch wieder. Wer diese also bereits kennt, mag sich also entweder über den “Wiedererkennungseffekt” freuen oder aber ob dessen kurzzeitig (meist nicht mehr als ein Absatz) gelangweilt sein.

Auch handelt es tatsächlich mehr um eine humoristische “Gebrauchsanweisung” (obschon manchmal mit politischen Anklängen) denn um einen “Reiseführer” im klassischen Sinne. Natürlich finden sich die “wichtigen” Pfälzer Themen (Weinfeste, Saumagen, Weltkulturerbe – in dieser gewichteten Reihenfolge) wieder, aber vor allem ist dieses Buch eine herrliche (und verdiente!) Liebeserklärung an die Pfalz.

Jedem, der diesen wunderbaren Landstrich besser verstehen oder gar bereisen möchte, dem sei dieser kleine Band auf jeden Fall wärmstens ans Herz gelegt – mit einer kleinen “Warnung” allerdings:

Und all den Snobs, die über Fleischberge auf Tellern und hektoliterweise fließende Alkoholika ihre Nase rümpfen, möchte man zurufen: »Willkommen im Land der beladenen Teller und übersprudelnden Dubbenkelche, willkommen im Fürstentum der unzähligen, unverständlichen Wörter, willkommen im Paradies der Feldfrüchte und Feigen, willkommen im pfälzischen Reich der Fruchtbarkeit! Hosianna all mi’nanner und Proscht, zum Wohl. Die Pfalz.«



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