Lückenbüßer (Kommissar Kluftinger #13), von Volker Klüpfel & Michael Kobr
Lückenbüßer: Kluftinger ermittelt von Volker Klüpfel
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen
Endlich wieder ein Kluftinger, den man gern liest!
Die letzten beiden Kluftinger-Krimis fand ich nicht gut; der letzte, “Affenhitze”, war eine vollkommene Klamauk-Katastrophe mit Kluftinger als widerlichem, mobbendem alten weissen Mann. Danach sollte Schluss mit Kluftinger und seinen beiden aus der Zeit gefallenen Autoren für mich sein.
Dann kam “Druckfrisch” mit Denis Scheck, der Regional-Krimis – oft zurecht – üblicherweise gar nicht mag, und ausgerechnet Scheck fand diesen neuen Band “Tierisch gut”.
Und auch in diesem Fall hat er Recht: “Lückenbüßer” präsentiert uns einen Kluftinger, der, mittlerweile Interims-Polizeipräsident, plötzlich wieder denkt, seine Kolleg_innen (meist) anständig behandelt und von dem ich mich nicht mehr von Ekel erfüllt abwenden muss.
In der kurzzeitig etwas zu sehr raumgreifenden Nebengeschichte treten Kluftinger und Langhammer bei den Lokalwahlen gegeneinander an. Kluftinger, der sich eigentlich nur als der titelgebende Lückenbüßer aufstellen ließ, läßt sich schnell vom Wahlkampffieber mit- und hinreißen. Als jedoch Langhammer… Aber das müsst Ihr bei Interesse schon selbst lesen.
Und gut lesbar ist dieser Roman des Autoren-Duos, dessen wohl geistig gesündere Hälfte sich durchgesetzt hat, allemal: Der zu untersuchende Mord tritt zwar zeitweise ein wenig zu sehr in den Hintergrund und seine eher antiklimaktische Auflösung hat mich nicht vollständig überzeugt, aber endlich ist “Klufti” wieder unterhaltsam und man kann sich (weitgehend) ohne Fremdschämen im fiktiven Altusried wieder zuhause fühlen.
Dabei gibt es wieder viele dieser typischen „Klufti-Momente“…
»Unten angekommen, ließ er Leipert allerdings erst nach mehrmaliger Ermahnung, strengstes Stillschweigen zu wahren und niemandem gegenüber ein Sterbenswörtchen zu verlieren, ins Auto steigen. Wer konnte schon voraussehen, welche negativen Konsequenzen es haben würde, wenn der Journalist seine geheimen Pilzplätze verriet?
»Ach so, ja, und bitt’schön nix wegen den Ermittlungen in die Zeitung!«, schob er noch halbherzig nach und verabschiedete sich.«
… nicht zuletzt auch im Umgang mit seinem Arzt(-freund) Langhammer. Trotzdem grenzt es fast an Satire, wenn Langhammer über seine Angestellten spricht:
»Aber in der Praxis habe ich ja meine Mädels.«
»Weibliche Bodyguards?«
»Meine Sprechstundenhilfen.«
Kluftinger verstand nicht. »Was nützen die Ihnen denn?«
»Das sind meine menschlichen Schutzschilde.«
Dies zeigt, dass die Autoren zwar immer noch eine Menge Spaß mit ihren Figuren haben, der Humor aber treffsicherer und angenehmer dosiert wurde als in den letzten Büchern.
Erfreulich fand ich auch, dass die Autoren ohne Scheu und fast “unverschleiert” den Neo-Nazis der AfD einen erzählerischen Tritt in die Weichteile verpassen.
Merke: Wer Nazis wählt, ist ein Nazi.
(Das gilt natürlich gleichermaßen auch für US-Amerikaner, die einen verurteilten Straftäter, Rassisten und Vergewaltiger anstatt einer kompetenten Frau zum Präsidenten wählen.)
Wer die letzten Kluftinger-Krimis nicht mochte, die Vorgängerbände aber vielleicht doch zu schätzen wusste, kann beruhigt zu dieser Lektüre greifen. Einzig der Preis (eBook: EUR 20, Hardcover: EUR 25) trübt ein wenig das positive Bild – aber das ist der Verlag, Ullstein, und die unsägliche Buchpreisbindung.
Vier von fünf Sternen.
Ceterum censeo Putin esse delendam
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