Regen: Eine Liebeserklärung, von Ferdinand von Schirach

Regen: Eine Liebeserklärung by Ferdinand von Schirach

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»Ich bin eine Enttäuschung, ich weiß.«

Ich muß schon sagen, ich fühle mich betrogen: Von einem Rechtsanwalt auch noch. Von einem, den ich als Schriftsteller eigentlich überaus schätze, aber was Ferdinand von Schirach hier diesmal abgeliefert hat, dafür sollte er sich schämen.

Der Verlag, der für ein 113-Seiten-”Buch” EUR 17,99 (eBook) bzw. EUR 20 (Hardcover) als Preis festsetzt, liefert damit zudem ein weiteres eindrückliches Argument gegen die Buchpreisbindung.

Zum “Inhalt”: Schon der Klappentext verrät, daß wir es einmal mehr mit dem “Onkel Ferdinand erzählt”-Modus zu tun bekommen; die Hälfte dieses “Buches” ist ein Monolog, ein Stream of Consciousness, der in extrem verkürzter Form altbekannte Standpunkte von Schirachs lau aufwärmt.

Ein Beispiel; hier in “Regen” läßt der Autor sein alter ego folgendes sagen:

»Aber das nach Hause , das habe ich sofort verstanden. Zu Hause ist ja kein Ort, es ist unsere Erinnerung.«

Im großartigen “Kaffee und Zigaretten” spendierte er dem Thema ein ganzes Kapitel.

Dieser Erzähler, der sich in einer Bar wohl einen antrinkt, um seine eigene Erzählung überhaupt ertragen zu können, ist sich auch keines billigen Stammtischwitzes zu schade:

»Vielleicht habe ich das mit dem zu kleinen Penis auch nicht richtig verstanden. Wir werden am zweiten oder am dritten Verhandlungstag dazu eine Sachverständige hören. Nein, nicht zur Größe des Penis – zur Frage des Affektes. Eine Psychiaterin.«

“Regen” reicht in keiner Weise an die bisherigen Publikationen von Schirachs heran; vielleicht hat er sich “leer geschrieben”. Vielleicht hat er auch einfach keine Lust und/oder Ideen mehr.

Für diese Hypothese spricht auch, daß dieses dünne Bändchen mit einem fast die gesamte zweite Hälfte des Buches ausfüllenden Interview mit dem Autor aus September 2022 abgeschlossen werden muß. Ganz offensichtlich hatte von Schirach so wenig Inhalt geliefert, daß der Verlag in seiner Not Füllmaterial zukaufen mußte.

In jeder Hinsicht: “Regen” ist eine schriftstellerische Bankrotterklärung Ferdinand von Schirachs.


Ceterum censeo Putin esse delendam




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