Bretonischer Ruhm (Kommissar Dupin, #12), von Jean-Luc Bannalec
Bretonischer Ruhm by Jean-Luc Bannalec
My rating: 3 of 5 stars
»Der Wind bläst, wohin er will,
bei Regen wird alles nass.
Bretonisches Sprichwort«
So eröffnet dieser zwölfte Band in Bannalecs Dupin-Reihe und schon in diesem Moment dachte ich, “Okay… Was will mir der Autor wohl damit sagen?”. Leider ging es auch weitgehend genau so weiter.
Diesmal geht es um den Mord am Ex-Mann einer Freundin von Dupins frisch angetrauter Ehefrau Claire, einem Winzer. Dupin und Claire sind gerade in ihren Flitterwochen an der Loire, als sie in den Fall hineingezogen werden. Wobei “hineingezogen” in Dupins Fall fast wörtlich zu nehmen ist, denn Claire ist wild-entschlossen, den Mord gemeinsam mit Dupin und ihrer Freundin Cecile aufzuklären und zerrt den sich diesmal beinahe wehrenden Dupin mit hinein.
Was sich entspinnt, ist eine wilde Hatz zwischen – im Wesentlichen – zwei Handlungsorten, die Dupin und Claire, manchmal mit der sehr blass bleibenden Cecile im Schlepptau, immer wieder aufsuchen. Dabei schleichen sie sich an der örtlichen Polizei vorbei, verstecken sich auch schon mal in Schränken oder Kellern und tun ansonsten kaum etwas.
»Dupin war unzufrieden, weit würden sie so nicht kommen. Er fühlte sich, als müsste er mit einem wackeligen kleinen Flugzeug eine Mission zum Mond unternehmen. Aber war das nicht immer so zu Beginn eines Falls?«
(Leider ist an diesem Punkt aber bereits die Hälfte des Buches vorbei.)
Eine echte Ermittlung kann Dupin mangels Zuständigkeit nicht aufnehmen und hatte er sich in früheren ähnlich gelagerten Fällen meist mit der örtlichen Polizei verständigt, trifft er hier auf einen klischeehaften “bösen Bullen”, der ihn abblitzen lässt.
Da Cecile und Claire auch schon einmal auf eigene Faust ermitteln, gibt es auch immer wieder Momente, in denen Dupin fragen muss “Worüber habt ihr noch gesprochen?” und durch diese indirekte Ermittlung geht viel verloren.
Nolwenn und die anderen kommen zwar vor, aber nur am Rande und selbst die sich ergebenden Möglichkeiten, sie einzubeziehen, lässt Bannalec weitgehend ungenutzt verstreichen. Cecile, die Ex-Frau des ersten Opfers, kann ebenfalls nicht überzeugen – zumeist ist sie am Boden zerstört, aber in den richtigen Momenten erwacht plötzlich und unerwartet die knallharte Geschäftsfrau?
Claire bleibt ebenfalls schemenhaft und wartet ungeduldig auf ein Wunder, das Dupin den Fall aufklären lässt. Zwischendurch verbreitet sie Hektik und versucht sich selbst an Verhören.
Viele falsche Fährten und lose Enden (Was sollte das Portemonnaie? Warum die Bedrohung? Was sollte der nächtliche Besuch?) und eine lieblose Auflösung, die Dupin einfach so – Deus ex Machina – in den Schoß fällt, es bleibt leider nicht viel vom bisherigen Reiz der Reihe.
Ja, die Beschreibungen der Landschaft sind immer noch schön und schaffen ein Urlaubsgefühl, aber was hilft mir all das, wenn die Geschichte dünner ist als ein Blatt Papier? Zumal Bannalec es auch etwas übertreibt und sehr pittoresk und blumig wird:
»Die heiligen Produktionsstätten, vermutete Dupin. Wo der überaus köstliche Muscadet kreiert wurde, den sie bereits probiert hatten. Beinahe alle Fassaden waren mit wildem Wein bewachsen. Die Trauben schienen reif, prall prangten sie in solchen Mengen, dass man sich fragte, wie die grazilen Reben sie tragen konnten.«
Alles in allem konnte mich dieser neueste Dupin leider nicht wirklich überzeugen. Buchstäblich schön erzählt, reichen die positiven Aspekte bei weitem nicht aus, um die Schwächen der Geschichte, das uninspirierte Ende und die völlig banale Nebenhandlung um zwei Spechte zu kompensieren.
Wohlmeinende drei von fünf Sternen.
Ceterum censeo Putin esse delendam
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