Die drei ??? und das Gespensterschloss, von Robert Arthur

Die drei ??? und das Gespensterschloß by Robert Arthur

My rating: 3 of 5 stars


Als Kind habe ich nichts mehr geliebt als Detektivgeschichten und als ich auf “Die drei ???” stieß, war es um mich geschehen: Über Jahre habe ich jeden einzelnen Band gelesen, dann das Hörspiel auf Kassette genossen und weitere “Merch” (damals allerdings eher: Devotionalien) gekauft. Auf diese Weise entstand eine beachtliche Drei-Fragezeichen-Sammlung.

Schon lange habe ich mich gefragt, ob diese Bücher wirklich so spannend, interessant und nett waren, wie ich sie in Erinnerung hatte. Nachdem ich gestern ein wirklich schlechtes Buch beendet hatte, beschloss ich, mir diese Frage durch eine gründliche Untersuchung zu beantworten – entweder ich würde mir eine weitere Kindheitserinnerung zerstören oder aber einen positiven Abschluss finden.

Um es vorwegzunehmen: Ich habe das Gespensterschloss “in einem Rutsch” gelesen. Klar, mit 144 Seiten und ca. 37.000 Worten war das nicht schwer, aber es zeigt doch auch, wie gut mich die “geheime” Zentrale auf dem Schrottplatz, die getarnten Zugänge und Tunnel, unterhalten haben.

»Die »Zentrale« war ein fast zehn Meter langer Camping-Anhänger, den Titus Jonas vor einem Jahr gebraucht erstanden hatte.«

Natürlich darf man nicht zu viel erwarten: Die Geheimnisse dieses Buches sind für einen Erwachsenen schnell und einfach zu durchschauen. Der Erzählstil ist einfach, dafür aber sehr direkt, freundlich und empathisch.

Die “Übersetzung aus dem Amerikanischen” ist zudem sehr bieder und fühlt sich heute leicht angestaubt an…

»Titus Andronicus Jonas, was hast du diesmal wieder gekauft? Du bringst uns noch alle an den Bettelstab!««

… aber auch das machte für mich einen gewissen Reiz der Lektüre aus: Wer spricht heute noch von “Räuberzivil” und wie viele aus den Generationen nach meiner Generation X kennen überhaupt das Wort noch?

Sprache und Stil sind aber durchgängig ebenso stimmig wie stimmungsvoll:

»Hoch oben am Hang, am Ende der engen, felsigen Schlucht, lag das Gebäude in düstere Schatten gehüllt.«

Erfreulicherweise kommen auch Passagen vor, die auf einfach Art eine perfekt passende, aber kind-gerechte Spannung aufbauen:

»Die überwältigende Empfindung panischer Angst, die Peter in der großen runden Halle der Schreckensburg gepackt hatte, war aber bestimmt von keinem Echo verursacht worden. Das wußte er.
Nicht für ein Vermögen wäre er jetzt stehengeblieben.
«

Köstlich amüsiert habe ich mich zudem über all die inzwischen praktisch vergessenen Notwendigkeiten, die ich aber aus den Achtzigern noch gut kenne:

»Während Bob den Film transportierte und eine neue Blitzbirne einsteckte, schlenderte Peter zum Fenster hinüber.«

Natürlich, und auch das soll nicht ungesagt bleiben, ist ein Buch, dessen Erstveröffentlichung 1964 stattfand, auch immer ein “Kind seiner Zeit”: Die drei jungen Detektive sind ebenso weiß wie alle anderen Personen. Frauen oder Mädchen kommen allenfalls am Rande vor, beispielsweise als nervige Tante.

Die Diversität, die wir heute zunehmend erleben; die Einzug hält in Literatur, Film und Fernsehen; diese Diversität ist nicht nur wichtig – wir alle wollen gesehen werden – sondern auch bereichernd und Triebfeder für Kreativität, Akzeptanz und Öffnung und ermöglicht es, auch vielleicht weniger konventionelle Konstellationen darzustellen.

Das ist für mich der einzige kleine Kritikpunkt. Ansonsten kann ich allen, die sich auf einen Ausflug in die Kindheit begeben möchten, dieses Buch ans Herz legen.

Drei von fünf Sternen.


Ceterum censeo Putin esse delendam




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