Baskische Tragödie (Luc Verlain #4), von Alexander Oetker

Baskische Tragödie by Alexander Oetker

My rating: 1 of 5 stars


Vielleicht hätte es mir ja schon anhand des pompösen Titels klar sein müssen: “Baskische Tragödie”! Da versucht sich ein ordentlicher Autor von Durchschnitts-Krimikost an etwas “Großem” – und scheitert grandios und – für den Leser – schmerzhaft.

Waren die drei Vorgänger-Romane mit dem durchaus sympathischen Kommissar Luc Verlain handwerklich und inhaltlich ordentliche Massenware, die aber auch nicht vorgab, mehr zu sein, nimmt diese literarische Tragödie alle nur erdenklichen Fäden auf.

Verlain, der schon längere Zeit mit ominösen Postkarten bedroht wird, tappt in diesem Band nun in wirklich jede erdenkliche Falle – die er aber natürlich längst als solche erkannt und unschädlich gemacht hat. Er muß schon ein wirkliches Genie sein, dieser Luc Verlain, der schon Jahre vorher weiß, wie genau und welcher ehemalige Gegner ihm wann auflauern wird…

Aber so war er ja schon zu Beginn seiner Karriere: Eine einzige Begegnung mit einem Schurken reicht aus und schon…

rief Luc: »Er war es.« »Was?« Yacine sah ihn von der Seite überrascht an. Luc nickte. »Ich bin mir sicher.«

Auch sprachlich ist dieser Roman praktisch ein Totalausfall und liest sich, als habe ein Fünfjähriger mit dem entsprechenden aktiven Wortschatz hier erste literarische Übungen vollführt und nicht ein etablierter Autor und Journalist.
Es geht schon sofort gut los:

Von Schritt zu Schritt wurde ihm komischer. Er spürte, wie sein kleines Herz immer doller schlug, wie es in seiner Brust zu rasen begann.

Lieber Alexander Oetker: Ihr Erzähler berichtet über einen kleinen Jungen, aber doch nicht in dessen Sprache!

Auch ansonsten ist Oetker seine Sprachbeherrschung offenbar völlig abhanden gekommen…

Das Klingeln weckte ihn erst beim vierten oder fünften Mal. Er kannte es nicht, also erkannte er es nicht.

Entschuldigung? Was war das denn?

Voller Kindergarten- (oder Privatsender-) Pathos strotzt dieser Roman nur so von albernen Formulierungen wie diesen:

Das passte zu ihm. Zu diesem Mann. Dem Teufel.

Es muß eben immer gleich der Mensch-gewordene Leibhaftige sein, dem man dann voll Melodramatik attestiert, sein “Gesicht [sei] eine Fratze geworden”, denn “all das [war] von einem finsteren Genie geplant worden”, ein “ganzes teuflisches Werk”!

Aber unser Super-Schurke ist nicht nur der Teufel, nein, er ist auch “das Chamäleon, der Mann ohne Eigenschaften” (Robert Musil läßt grüßen!), dem Oetker dafür aber eine Unmenge Eigenschaften zuschreibt.

Aber der Tag würde kommen, an dem er [den teuflischen Schurken] richten könnte.”, echt jetzt, Oetker?

Auch die sprachlich so mühsam zusammen gezimmerte Geschichte als solches ist wirr, unglaubwürdig und verworren: Nicht nur, daß Luc mehrere schwere Verbrechen begeht, nein, selbst sein Widersacher setzt große Mengen reinen Kokains wider besseren Wissens für seinen abstrusen Racheplan aufs Spiel.

Den Vogel aber nun wirklich vollkommen abzuschießen, gelingt Oetker, indem er seinem Helden geradezu mystische Kräfte, um nicht zu sagen “Superkräfte”, andichtet, denn wird Luc Verlain gefangen, so wird er zum Super-Huster!

Es war ein Rhythmus gewesen, dieses Husten, drei kurze Huster, dann drei lang gezogene, und zum Schluss wieder drei kurze, es klang wie ein Anfall und war doch die Nachricht, die sie nach Sekunden entschlüsselt hatte: S-O-S.

Um auch mal zum Oetker’schen Duktus zu greifen: Während großer Teile dieser urdeutschen Tragödie, die sich zogen wie die glüh-heissen Weiten der Sahara, war es geradezu eine Höllenqual dieses Buch zu lesen. Noch bei 80% erwog ich ernsthaft, dem entsetzlichen Grauen beherzt ein Ende zu setzen.

Nicht einmal für Fans ist dieses Buch zu empfehlen. Insofern: Ein Stern von fünf.


Ceterum censeo Putin esse delendam




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